Abstrakte Interpretation und lineares Programmieren wurden bisher unabhängig voneinander zur Berechnung von Maximallaufzeiten (engl.: worst case execution time = WCET) benutzt. In dieser Arbeit beschreiben wir, wie man die Vorteile beider Methoden kombinieren kann, um die Berechnung genauer Maximallaufzeiten, wie sie für Echtzeitsysteme benötigt werden, zu verbessern. Abtrakte Interpretation kann benutzt werden, um interessante Eigenschaften von Programmen herauszufinden, ohne das Programm ausführen zu müssen. Sie liefert beweisbar korrekte Ergebnisse und kann effizient implementiert werden. Es hat sich in früheren Arbeiten gezeigt, daß das Cache-Verhalten eines Programms bei Speicherzugriffen mit Hilfe abstrakter Interpretation ziemlich genau vorhergesagt werden kann. Lineares Programmieren kann benutzt werden, um die Struktur eines Programms und den Programmpfad einfach und auf natürliche und vielseitige Weise zu beschreiben. Eine Menge von Constraints beschreibt dabei die Gesamtstruktur des Programms, und das Lösen der Constraints liefert sehr genaue Ergebnisse. Will man allerdings Bauteile moderner Mikroarchitekturen wie Caches oder Pipelines modellieren, so kann sich die Komplexität, die Menge der Constraints zu lösen, dramatisch erhöhen. Unser Ansatz benutzt abstrakte Interpretation zur Modellierung des Verhaltens der Mikroarchitektur und lineares Programmieren zur Berechnung schlechtester Programmpfade, indem die Ergebnisse der abstrakten Interpretation benutzt werden. Auf diese Weise werden die Vorteile beider Ansätze miteinander verknüpft.